ein-plan.de/cyberdeath 

Der Tod im Cyberspace am Beispiel ausgewählter Themen


Gliederung:
1. Virtuelle Friedhöfe
1.1 Linkliste zu virtuellen Friedhöfen
1.2 Vorteile von Cyberfriedhöfen
1.3 Kritische Gesichtspunkte von Cyberfriedhöfen
1.4 Bedenkenswertes
2. Trauer, Trauerbewältigung, OnlineSeelsorge
3. Weitere Links zum Thema 'Tod'
3.1 'Tod' allgemein
3.2 Sterbebegleitung
3.3 Skurriles
4. Hinweise für den Religionsunterricht
4.1 Das Thema 'Tod' im Rahmen des Evangelischen Religionsunterrichts
4.2 Nützliches zum Thema 'Tod' für den Religionsunterricht
1. Virtuelle Friedhöfe
Sucht man im Internet Seiten die sich mit dem 'Tod' beschäftigen, so findet man vor allem Bestattungsunternehmen, Gedächtnisseiten, Friedhöfe oder auch allgemeine Informationen zu Tod und Trauerbewältigung. Wie im 'Real Life' ist im 'Cyberspace' eine Kommerzialisierung rund um den Tod entstanden. Ein virtuelles Grab ist beispielsweise ab 9,95 € zu haben. Will man neben purem Text auch Bilder und Töne bereitstellen lassen, kostet es natürlich meistens etwas mehr.
 
Mögliche Fragen und Arbeitsaufträge:
  • Suche Virtuelle Friedhöfe im Internet!
  • Generell sinnvoll?
  • Welche Angebote und Versprechungen werden gemacht?
  • Funktion für die Hinterbliebenen?
  • Hat die Idee Zukunft? Werden sie in Zukunft sogar die realen Friedhöfe vertreiben?
  • Wo liegen die Unterschiede zwischen realen und virtuellen Friedhöfen?
  • Wie wird der Tod auf den Cyberfriedhöfen thematisiert?
  • Werden virtuelle Friedhöfe dem Thema "Tod" in seiner "Tragik" überhaupt gerecht?
  • Wird hier den Toten gegenüber der nötige Respekt gezollt?
1.1 Linkliste zu virtuellen Friedhöfen
URL Name Seit (Besondere) Angebote Kosten Gräber Gestaltungsmöglichkeiten der Trauernden Feedback (Kondolenz) Statement
angelsonline.com
www.angelsonline.com
Angels Online 1997 Motorradfahrer keine ca. 50 verschiedene Vorlagen Gästebuch gruppeninterne Gedenkstätte
cemetery.org
www.cemetery.org
World Wide Cemetery 1995 ? 15-40 $ ca. 150 Formulareingabe, Text, Bild Blumen gegen Geld ablegen ?
cremation.org
www.cremation.org
Internet Cremation Society 1998 Urnen und bes. Bestattungsarten wie See-, Berg- und Feuerwerksbestattung ? ? ? ? ?
dervirtuellefriedhof.de
www.dervirtuellefriedhof.de
Der Virtuelle Friedhof 2000 Besuch und Erstellen einer virtuellen Grabstätte je nach Aufwand: kostenlos, 50-300 € ca. 10 Dateneingabe in Onlineformular keine -
eternalflame.com
www.eternalflame.com
Eternal Flame 1995 - 10-100 $ ca 100 Bild, Text, Hintergrundbild keine unübersichtlich
ewigesleben.de
www.ewigesleben.de
Ewiges Leben 1998 öffentlich für alle, Rechtschreibung! 50-300 € ca. 9 Kostenvoranschlag für Freie Gestaltung keine auf Komerz ausgerichtet
friedparks.de
www.friedparks.de
FriedParks 2002 Links zu Bestattungsvorsorge, Möglichkeit den Verstorbenen zu einem "besonderen Menschen" (für zusätzl. 39 €) zu erklären 39 € 6941 Text, Fotos, Elemente wie Birken, Blumen, Kreuz, relativ kahl - ganz nett, aber wozu braucht ein Verstorbener einen virtuellen Blumenstrauß zum Geburtstag?
gagacity.de/friedhof
www.gagacity.de/friedhof.htm
Gagacitys Friedhof ? ? Kostenlos ca. 30 Formular ausfüllen, danach begraben keine interessant und humorvoll
gedenken.ch
www.gedenken.ch
Gedänkstätte 1997 Eine DinA 4 Seite mit Bild und Text des Verstorbenen 100 SFr. ca. 10 über einen Anmeldungsbogen keine Schlecht und sehr teuer! Wenig Einträge
memopolis.uni-regensburg.de
memopolis.uni-regensburg.de
Memopolis 1995 Erstes größeres deutsches Friedhofsprojekt Kosten Gräber Gestaltungs-möglichkeiten der Trauernden / Wie kommt man zu einem Grab Feedback (Kondolenz) Statement
memoriam.de
www.memoriam.de
Memoriam 2000 Gedächtnisseiten und Nachrufe, Texte von Betroffenen, Wissenswertes über den Tod, Erstellen einer virtuellen Todesanzeige ab 115 € für 2 Jahre ca. 12 2 Kategorien: mit und ohne Fotos ? Mysteriös
rattenfriedhof.de
www.rattenfriedhof.de
Rattenfriedhof ??? Virtuelle Rattenruhestätten (Küste, Blumenwiese, Insel,...), Verzeichnis von realen Tierfriedhöfen in BRD, AU, CH. Kostenlos ca. 120 Tabelle mit Name, Bild, Ort, Geburts- und Todesdatum keine -
unserfriedhof.de
www.unserfriedhof.de
Unser Friedhof ? Passwortschutz 35-52 € pro Jahr ca. 5 Standard, Erweitert, Individuell keine schaut aus als wolle jemand nur Geld damit machen
virtual-memorials.com
www.virtual-memorials.com
Virtual Memorials 1996 Nachrufe anschauen und kreieren Text kostenlos; 35-225 $ ? Text (updatebar), Fotos, E-Mail, Links, Besucherzähler E-Mail Seriös. Es wird nie von einem "Friedhof" geredet, sondern nur von Nachrufen; bzw. Gedenkstätte
virtueller-friedhof.de
www.virtueller-friedhof.de
Virtueller Friedhof 2000 Forum, aber unspektakulär, kaum Features und Besonderheiten keine keine Übersicht vorhanden Grabstein, Name, Eintrag, Geburtstag, Todestag Forum und Kondolenzbuch Für trauernde Tierfreund gut
virtueller-tierfriedhof.de
www.virtueller-tierfriedhof.de
Virtueller Tierfriedhof 1997 Grab mit Photo, Grabspruch, Lebensdaten und Sounddateien für Hund, Katze, Nager, Vogel, Fisch, etc. ab 9,90 € bis 19,90 € (mit Bild teurer) ca. 470 Name, Gattung bzw. Rasse, Lebensdaten, Grabstein, Blumen, Grabpflege, Grabspruch, "Sound" vom jeweiligen Tier E-Mails gut, wenn man seine Trauer so besser verarbeiten kann
worldgardens.com
www.worldgardens.com
Online Memorials & Virtual Cemetery 1997 Es besteht zusätzlich die Möglichkeit, über den Tod zu diskutieren 29,95 $ ca. 50 Name, Sterbetag, Fotos, Lebenslauf, Gedanken und Gedichte Man kann Nachrichten an die Trauernden schicken sehr unübersichtlich
1.2 Vorteile von Cyberfriedhöfen
  • Ein virtueller Friedhofsbesuch ist bequem und einfach, da man zu Hause vor dem Computer sitzend, die Trauerwebsite besuchen und auf ihr kondolieren kann.
  • Die teils individuellen und ausgefallenen Gestaltungsmöglichkeiten (Texte, wie z.B. Briefe des Verstorbenen, Gedichte, gemalte Bilder, Photos, etc.), sind im Verglichen zu herkömmlichen Gräbern auf Friedhöfen oder Traueranzeigen, ein wesentlich persönlicher und wenig nüchterner Mehrwert. Auf einem Grab erscheint "nur" der Name, sowie das Todes- und Geburtsdatum. ' Der Verstorbene bleibt unter Umständen "lebendiger".
  • Todesanzeigen, erscheinen nur für einen Tag in der Tageszeitung und können dann auch nur von einer lokal begrenzten Gruppe von Menschen gelesen werden. Auch ist d er reale Friedhof lokal verortet, der virtuelle ist - per Internet - weltweit erreichbar.
  • Möglichkeit der öffentlichen Trauerarbeit.
1.3 Kritische Gesichtspunkte von Cyberfriedhöfen
  • Cyberfriedhöfe könnten das Trauer- und Erinnerungsbedürfnis der Menschen nicht hinreichend befriedigen, sondern besitzen nur ergänzenden Wert. Ein Mensch braucht - gerade in der Trauerzeit - einen handfesten Ort, den er besuchen und unter Umständen an dem er beten und mit dem Verstorbenen "sprechen" kann.
  • Da das Thema Tod ein sehr persönliches Thema ist, setzt man sich nicht unbedingt per Internet damit auseinander und gibt seine Trauer der "Öffentlichkeit" damit preis.
  • Der Verstorbene lebt hauptsächlich in den Erinnerungen der Angehörigen weiter.
  • Ob das virtuelle und starre "Gedenken" auch noch nach hundert oder tausend Jahren abrufbar sein wird, ist mehr als fraglich.
  • Biographische Darstellungen und subjektive Bekenntnisse sind meist positiv gehalten. Eine Glorifizierung oder Verklärung des Toten ist in der Realität geringer.
  • Setzen die Trauernden sich hier nicht eher selbst ein Denkmal?
  • Missbrauchsmöglichkeiten durch verletzende "Kondolenzen" bzw. geschmacklose Eintragungen in Gästebüchern?
1.4 Bedenkenswertes
  • Hätte der Tote ein weltweit zugängliches Gedenken befürwortet?
  • Verschlüsselung der virtuellen Grabstelle mittels Passwort sollte angeboten und möglich sein.
  • Es muss immer individuell entschieden werden, ob sich ein virtueller Friedhof mit den eigenen Gefühlen der Trauer und Erinnerung vereinbaren lässt.
  • Die erhobenen (teilweise überzogenen) Gebühren scheinen zum Teil auf eine gewollte Kommerzialisierung hinzudeuten. Teilweise bieten sie aber auch Schutz vor unseriösen Todesanzeigen.
2. Trauer, Trauerbewältigung, OnlineSeelsorge
Im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Tod steht die Trauer und der Umgang mit ihr. Im Internet finden sich etliche Seiten, die Menschen in ihrer Trauer Hilfe anbieten und den Umgang mit der Trauer erleichtern wollen (z.B. Online-Seelsorge...)
 
Mögliche Fragen bzw. Arbeitsaufträge dazu:
  • Suche Seiten im Internet, die sich mit Trauer beschäftigen!
  • Welchen Anspruch haben sie?
  • Können sie Trauernden akut Hilfe leisten? Wie spenden sie Trost?
  • Wie sehen charakteristische Elemente der virtuellen Trauerangebote aus?
  • Ist Trauer virtualisierbar und weltweit mit völlig unbekannten Menschen teilbar?
Linkliste:
3. Weitere Links zum Thema 'Tod'
3.1 'Tod' allgemein
3.2 Sterbebegleitung
  • TSS-Datenbank.de (Theodor Springmann Stiftung: Trauer, Sterben, Schmerztherapie, Patientenschutz)
  • Hospize.de (Deutsche Hospiz Stiftung)
  • Exit.ch (Schweizer Gesellschaft für humanes Sterben)
  • Dghs.de (Deutsche Gesellschaft für humanes Sterben)
3.3 Skurriles
4. Hinweise für den Religionsunterricht
4.1 Das Thema 'Tod' im Rahmen des Evangelischen Religionsunterrichts
...ist im Lehrplan für Bayerische Schulen u.a. wie folgt verortet:
  • Grundschule: 4.2 Über Sterben und Tod nachdenken
  • Hauptschule: 9.4 An Grenzen stoßen - Unser Leben ist endlich
Der Lehrplan für die 4. Jahrgangsstufe empfiehlt, Leid, Sterben und Tod zu thematisieren, da diese Angst auslösenden Grenzerfahrungen oft unvorbereitet in das Leben der Schüler treten. In Auseinandersetzung mit oben genannter Thematik sollen die Schüler bereit werden, ihre Erfahrungen und Meinungen über Schmerz, Tod und Trauer zu formulieren. Weiter sollen sie behutsam an christliche Formen der Bewältigung von Schmerz und Trauer herangeführt werden. Auch in der Hauptschule gehört explizit das Thema "Tod" zum Unterrichtsinhalt des Evangelischen Religionsunterrichts der 9. Jahrgangsstufe. Die Schüler reagieren in diesem Alter unterschiedlich auf die Frage nach Tod und Sterben. Zwar haben sie das Leben noch vor sich, aber trotzdem befinden sie sich in Lebenssinn-Krisen bis hin zu Todessehnsüchten. Die Schüler sollen sich über ihre Erfahrungen, Vorstellungen, Einstellungen angesichts von Leben und Tod austauschen und dabei auch die unterschiedlichen Gestalten des Todes kennen lernen (natürlicher, unnatürlicher, jäher, erlösender Tod; Tod in den Massenmedien). In diesem Zusammenhang soll auch die Form und der Sinn der kirchlichen Beerdigung diskutiert werden und Möglichkeiten besprochen werden, Trauernden beizustehen (Gespräche und konkrete Hilfe, Rituale und Sitten). Dabei begegnen sie dem christlichen Auferstehungsglauben und können wahrnehmen, wie diese Hoffnung zur Hilfe im Umgang mit Leben und Tod werden kann. Ein weiteres Lernziel ist das Kennen Lernen von Grenzfragen ethischen und moralischen Handelns, anhand dessen sie erfahren können, wie ein verantwortlicher Umgang mit dem Leben aussehen kann.
 
Die oben aufgeführten Medienbausteine berücksichtigen neben anderen unter Punkt 3 aufgeführten Links zum Thema "Tod" vor allem Links von sog. virtuellen Friedhöfen und Links zu Trauerseiten. Im Folgenden soll kurz die Möglichkeiten deren Verwendung im Religionsunterricht skizziert werden:
 
In der 4. Jahrgangsstufe könnte man mit Hilfe von virtuellen Friedhöfen in die Thematik "Sterben und Tod" einsteigen. Besonders die virtuellen Tierfriedhöfe sind gut geeignet, eine Diskussion über Tod im Zusammenhang mit Trauer und Schmerz mit den Kindern zu führen. Da sehr viele Kinder ein Haustier besitzen ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass mehrere Schüler der Klasse den Schmerz eines Verlustes schon selbst gefühlt haben. Über das Besuchen von virtuellen Friedhöfen allgemein kann dann der Tod beim Menschen thematisiert werden. Hier erfahren die Kinder vor allem auch, wie andere Menschen mit dem Verlust eines geliebten Tieres oder sogar eines geliebten Menschens umgehen und wie sie ihren Schmerz darüber formulieren. Im Zusammenhang mit dem Besuch von Friedhöfen im Internet bietet sich eine Exkursion mit der Klasse auf einen realen Friedhof an, um z.B. auch über Rituale des Abschiedsnehmens bei einer Beerdigung zu sprechen und zu bedenken, dass die Beerdigung den Abschied von einem lieb gewordenen Menschen erleichtern kann. Gleichzeitig erkennen sie deutlich den Unterschied zwischen einem realen Friedhof, einem Ort der Stille und der Besinnung und einem virtuellen Friedhof, dessen "Gräber" nicht so zur Ehrerweisung einladen. Sie stellen eher eine Möglichkeit für Angehörige dar, ihre Trauer öffentlich zu bekunden.
 
Auch in der 9. Klasse ist eine vergleich von virtuellen mit realen Friedhöfen in Form einer Exkursion sinnvoll, um u.a. den Unterschied zwischen ihnen "fühlbar" zu machen. Auch hier können die Schüler die virtuellen Friedhöfe als eine Form persönlicher Trauerbewältigung von Angehörigen neben Traueranzeigen u.ä. erkennen. Gleichzeitig kann nach der Exkursion auch der Sinn und die Form einer (christlichen) Beerdigung diskutiert werden. Als mögliches Forum für ein Gespräch über Tod und Trauer bietet sich z.B. ein Chatraum an, in dem sich die Schüler anonym gegenseitig austauschen können, ohne sich in irgendeiner Form zu "outen". Im Rahmen einer Unterrichtssequenz über Trauerarbeit und Trauerbewältigung können verschiedene Links zu diesem Thema (vgl. unter 2.) besucht werden, deren Sinn und Unsinn z.B. mit Hilfe eines Fragebogens diskutiert werden kann. Dabei kann auch die Frage gestellt werden, inwiefern solche Seiten wirklich helfen können bzw. wo man als Trauernder wirklich Hilfe finden und bekommen könnte.
 
Auch Grenzfragen ethischen und moralischen Handelns lassen sich mit Hilfe entsprechender Links thematisieren (vgl. hierzu die Links unter 3.2 Sterbebegleitung).
 
Insgesamt bietet das Internet etliche Möglichkeiten für die Schüler, sich mit dem Thema "Tod und Sterben" auseinanderzusetzen. Sie lernen sowohl den Umgang des Mediums Internet mit Tod und Trauer kennen (z.B. Flutkatastrophe am 26.12.2004) als auch das Internet als Hilfsmittel sehr vieler Menschen zur Trauerbewältigung.
Die virtuellen Friedhöfe bzw. speziell ausgesuchte Links über Trauer können nun dazu dienen, dass sich die Schüler mit dem Thema Tod und Trauer um Verstorbene auseinanderzusetzen und einen eigenen Standpunkt gewinnen. Dadurch kann dann der Umgang mit dem Tod in unserem christlich geprägten Kulturkreis in Erinnerung gerufen und thematisiert bzw. diskutiert werden. Weiter kann die Auseinandersetzung mit dem Medium Internet insgesamt zum Aufbau kritischer Kompetenz im Umgang mit ihm beitragen.

4.2 Nützliches zum Thema 'Tod' für den Religionsunterricht
Quellen: web.utanet.at/minimayg/Modelle.htm und www.bistum-osnabrueck.de/s312.html
Baustein des Seminares "Religionsunterricht und Internet" an der EWF unter der Leitung von HW
Autoren: WM & EF | | Kontakt:
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